
Julikapelle - Blaue Phase
Rezension
Juli Kapelle - Alchemie Flüssiges Metall, das zu Gold wird? Eine versteinerte Hand mit starken Linien, ein Vogel auf der Handfläche, Wolken mit Augen? Die Bilder des CD-Booklets der Fotografin Herzschwester lassen sich nur deuten. Etwas dunkel, mystisch sind sie. Genauso schwer und kryptisch wirken die Texte der Juli Kapelle aus Aschaffenburg. Man kann die Worte verstehen wie man will – ihre Mehrdeutigkeit, ihre Melancholie, die sie ausströmen, verströmen einen starken Sog. Die Musik der Band verstärkt die Wirkung der Texte. Jeder Ton ist gesetzt, jeder kommt glasklar aus den Lautsprechern. Was spielen Juli Kapelle eigentlich? Indie-Rock, Folk-Rock, Art-Rock oder sind Stücke mit Namen wie „Treiber“, „Krebstanz“ oder „Schattenwerfer wacht auf“ einfach nur Lieder? Alchemie ist mehr als die Anhäufung von zwölf Liedern und Instrumentalstücken. Vom ersten bis zum letzten Ton schafft das Album eine Stimmung, wie sie von deutschsprachigen Bands kaum erzeugt wird. Im Vordergrund stehen Saiteninstrumente: Zupfgitarren, Dobro, Mandoline, ein wunderschön atmosphärischer Akustikbass – dazu Schlagwerk, hie und da ein Cello und ein Klavier. Vergleiche greifen zu kurz. Von der Stimmung her kommen einem die Lieder von Nick Drake oder die CD The Blue Room von Terry Lee Hale in den Sinn. Wie auch immer: Alchemie verströmt eine dunkle, aber lichtdurchflutete Magie. Wen Texte wie „Ich mach jeden Fehler nochmal solang, bis er perfekt ist renn jedem fahlen Licht hinterher solange, bis es weg ist denn es ist immer wieder neu weil immer wieder anders“ inspirieren, findet im aktuellen Werk von Juli Kapelle ein Füllhorn solcher Gedanken. Ach ja, wer sind Juli Kapelle eigentlich? Die Band besteht vor allem aus „as“, bürgerlich Achim Sauer, der alle Lieder für das Album schrieb, oder zumindest daran beteiligt war, der auch alle Gitarren und gitarrenähnlichen Instrumente spielt. Neben dem „Kapellmeister“ sind vor allem Schlagzeuger Stefan Gerlach und Bassist Wena zu erwähnen. Alles klar? Nein, gar nichts? Am besten einfach mal reinhören.






